Franz Betz sammelt Schamhaar. Auch bei über 30 Grad an einem Julinachmittag. Er steht vor einem mit allerhand Kunsthaar beschmückten Wohnwagen am Berliner Hauptbahnhof und lädt Passanten ein, ihr Unterleibshaar zu spenden. Potenziellen Spendern drückt er dann eine schwarze Nagelschere und ein kleines Tütchen in die Hand und bittet zur Vollstreckung auf das abseitige Wohnwagenklo. Franz Betz ist Künstler und nennt das Schwarmkunst. Neben Betz Wohnwagen stehen vier weitere und ein VW-Bus in einem Halbkreis zwischen Hauptbahnhof und Regierungsviertel. Sie ist eine der Initiatorinnen und Vorsitzende des Berufsverbands sexuelle Dienstleistungen, der sich als Interessensvertretung von Bordellbetreibern und selbständigen Prostituierten versteht. Das eigentliche Ziel von Klee und Co. Bis zum Wochenende stehen sie noch in Berlin. Dann ziehen sie weiter. In einem Lovemobile wird die Geschichte der Sexarbeit aufbereitet, in einem anderen finden Performances statt. Aktivisten in Kondomkostümen verteilen Präservative, über Tantra, Bondage oder Sexualität mit Behinderung wird referiert. Und auch Prostituierte erzählen von ihrem Alltag. Die Kernbotschaft der Aktivisten aber ist politisch: Es geht um den Protest gegen das Prostituiertenschutzgesetz. Denn das sei eine Lüge, sagt Klee. Es schütze die Prostituierten nicht, das Gegenteil sei der Fall. Das Prostituiertenschutzgesetz wurde verabschiedet. Es ist eine Reaktion auf die Liberalisierung der Prostitution, die unter Rot-Grün seit angeschoben wurde. Diese hatte zum Ziel, Prostituierte in Deutschland rechtlich besserzustellen und ihnen das Stigma zu nehmen. Seither ist Prostitution nicht mehr sittenwidrig, der Zugang zur gesetzlichen Kranken- Arbeitslosen- und Rentenversicherung wurde geschaffen. Kritiker beklagen jedoch, dieser Paradigmenwechsel in Sachen Prostitution habe das Gegenteil erreicht und Deutschland habe sich zu einer Art "Bordell Europas" entwickelt. Stephanie Klee beklagt, dass das Gesetz nur weitere Hürden schaffe und keine wirkliche Verbesserung für Prostituierte. Klee arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Prostituierte. Heute hat sich die Jährige auf die sogenannte Sexualassistenz spezialisiert. Sie bietet Männern und Frauen in Seniorenheimen sexuelle Dienstleistungen an, auch Demenzkranke gehören zu ihren Kunden. Wenn Herr Müller im Altenheim nachts wiederholt im Zimmer seiner Nachbarin steht, Heimleitung und auch die Kinder ratlos sind, dann ruft das Seniorenheim bei Stephanie Klee an. Leni Breymaier kann der Wohnwagen-Aktion nichts abgewinnen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete und Frauenpolitikerin setzt sich für das sogenannte "nordische Modell" nach schwedischem Vorbild ein. Nicht aber die Prostituierten, sondern die Freier bestrafen. Wessen Interessen vertreten sie? Die der Frauen in der Prostitution oder die der Bordellbetreiber? Auf Mag Job Ala Prostituierte Platz vor dem Hauptbahnhof ist keine osteuropäische Prostituierte zu sehen. Dafür aber sitzt die Jährige Rhea im orange-etikettierten VW-Bulli. Sie ist nur kurz für eine Kollegin eingesprungen, die gerade Pause macht. Rhea arbeitet erst seit einem guten Jahr als Prostituierte. Als "Independent Escort", wie sie es nennt. Sie habe sich relativ spät dazu entschieden, weil sie immer ein Mag Job Ala Prostituierte Verhältnis zu sich und ihrem Körper gehabt habe. Hätte sie früher begonnen, hätte es ihr psychisch geschadet.
Internationaler Hurentag: "Wir tun anderen etwas Gutes": So sieht eine Prostituierte ihren Beruf
Prostitution: Sex ist eine Arbeit wie jede andere | ZEIT ONLINE Das eigentliche Ziel von Klee und Co. sei es, über die Arbeit von Prostituierten aufzuklären, Vorurteile abzubauen und Klischees zu hinterfragen. Es gibt Sexarbeiterinnen, die sich zu Wort melden und sogar Spaß an ihrem Job haben, die nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. 5 Dinge, die wir von einer Prostituierten lernen können - amazedDas war, bevor ich zum Studieren von Bayern nach Berlin gezogen bin. Die meisten Frauen in Deutschland, die als Prostituierte arbeiten, tun dies aus massivem ökonomischen Druck heraus, mehr als 3 Mal im Monat, machen extrem negative Erfahrungen mit respektlosen Freiern und erleben Gewalt. Sexarbeitende haben mit den Jahren raffinierte Techniken entwickelt, um ihre eigene Arbeit sicherer zu gestalten. Was ich bedaure, ist, dass ich keine ältere Kollegin hatte, die mir das Handwerk beigebracht hätte. Dann ziehen sie weiter. Früher sechs Tage die Woche, heute zwei.
Bordell oder Escortservice?
Tamara Domentat argumentiert für eine gewandelte Sicht der Prostitution. Es gibt Sexarbeiterinnen, die sich zu Wort melden und sogar Spaß an ihrem Job haben, die nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Das eigentliche Ziel von Klee und Co. sei es, über die Arbeit von Prostituierten aufzuklären, Vorurteile abzubauen und Klischees zu hinterfragen. «Prostitution ist immer mit Geld kaschierte Gewalt», sagt die Psychotherapeutin. Sie unterstützt heute Paare darin, sich auf eine tiefe Begegnung einzulassen.Wenn ein Kunde mit einem Lächeln gehe, sei das ein gutes Gefühl. Sie hat gemeint: Aber so was würdest du doch nicht machen, oder? Solche und ähnliche Konzepte der Prostitution gibt es in unserer Gesellschaft, alleine durch Internetportale haben Frauen die Zügel ihrer Sexarbeit vielmehr in der Hand, als das Zuhälter-Klischee meinen lässt. Endlich jemand,der Freude an seiner Arbeit hat. Anastasia: Der "Mythos vom männlichen sexuellen Druck"? Privacy Manager. Hinterlasse einen Kommentar An der Diskussion beteiligen? Armut ist ein Risikofaktor. Das Ganze fängt schon mit dem Wort Zwangsprostitution an. Andererseits: Auch Sexarbeit ermöglicht es Menschen, sich in einer von Zwängen durchzogenen Welt ein bisschen Handlungsmacht zurück zu erobern. Man sitzt dort und wartet auf Gäste. Als Prostituierte mache ich einen Job, den viele Menschen für eine Grenzüberschreitung halten. Manche Freier lieben ihre Frau wirklich. Ein Dach überm Kopf, ein Döner im Magen und ab und zu ins Kino: Das alles kostet. Prostitution ist ein Beruf, etwas Freiwilliges. Doch das ist dann nicht Sexarbeit - sondern sexuelle Gewalt. Männer wollen weich sein dürfen Männer benutzen Prostituierte, um Macht auszuüben, sie kaufen sich Körper wie eine Ware, um damit machen zu können, was sie wollen, und der Überlegene ist in dieser Konstellation natürlich der, der zahlt — all das sind die gängigen Vorurteile, die über das Freier-Sexarbeiter-Konstrukt so herumschwirren. Ich muss nicht immer deren Meinung sein aber für mich machen genau solche "ungewöhnlichen" Interviews guten Journalismus aus. Fraglich ist, ob jemand mit 12 noch Kind ist. Ohne Zwang. Wenn es darum geht, die Lebensbedingungen von Sexarbeitenden zu verbessern, hilft sie uns kaum weiter. Sexualität ist für manche auch einfach etwas schönes. Eine Sexarbeiterin muss abgehärtet sein und es mögen, viel Sex mit vielen Männern zu haben. Das Prostituiertenschutzgesetz wurde verabschiedet. Das sind wir nicht. Ich war ganz unten angekommen, verachtete die Welt, die Männer, mich selber. Das Buch: Anna Schreiber: Körper sucht Seele.